Die grössten Fehler im Mentaltraining – und wie du sie vermeidest

«Mentaltraining hab ich schon probiert, hat aber nicht funktioniert!» In Gesprächen mit SportlerInnen im Training und am Wettkampf höre ich das immer mal wieder, und auch neue KundInnen kommen vereinzelt mit grosser Skepsis in die erste Sitzung. Wenn wir dann ihre Situation beleuchten und reflektieren, wie sie in der Vergangenheit an den Vorsatz «ich möchte mental stark reiten» herangegangen sind, kristallisieren sich meist fundamentale Fehler heraus, die dazu führten, dass ihr Mentaltraining gefloppt hat.

Ich hab sie mal für dich in Regeln zusammengefasst, die du befolgen solltest, damit dein Mentaltraining mit Sicherheit in die Hose geht

  1. Besuche einen Kurs oder lese ein Buch

Nicht falsch verstehen: es gibt sehr gute Kurse und sehr gute Bücher. Meine Bibliothek ist prall gefüllt und vieles, das ich meinen KundInnen mit auf ihren Weg gebe, hat seinen Ursprung in Ausbildungen und Selbststudium (und Selbstversuchen 😉). Aber ein Kurs oder ein Buch ist eine 1 zu n Beziehung, d.h. einer redet oder schreibt, und ganz viele hören zu oder lesen. Aber so etwas Generisches kann dir immer nur einen Impuls geben – der kann für dich funktionieren, aber es besteht eine realistische Chance, dass es für dich eben nicht funktioniert, denn mentale Arbeit ist Hirnentwicklung. Und die basiert auf deinen ganz eigenen Erlebnissen, Erfahrungen, Werten und Bildern, die nur dir gehören. Erfolgreiche mentale Arbeit dagegen ist hochindividuell.

2. Benutze den Hop-On, Hop-Off Bus

Mal anfangen, ausprobieren, dann wieder aufhören. Vielleicht irgendwann mal wieder etwas probieren, wieder aufhören – Mangelnde Kontinuität ist dein Garant dafür, dass dir Mentaltraining nichts bringt. Dein Hirn ist wie ein Muskel. Wenn du möchtest, dass er sich entwickelt, trainierst du ihn: regelmässig und über längere Zeit mit dem, was für dich ganz persönlich entwickelt wurde. Nur dann werden neue Synapsenverbindungen so stark, dass sie dauerhaft verfügbar sind.

3. Erwarte zu viel und zu schnell

SportlerInnen, die sich für Sport Mental Coaching entscheiden, kommen praktisch immer, weil sie ein Problem haben, das sie schon seit langer Zeit perfektioniert haben: Nervosität, fehlendes Selbstvertrauen, schlechte Konzentration, Blackouts etc. Mentaltraining ist nur leider keine Pille, die du nehmen kannst, und dein Problem nimmt Reissaus. Ein Verhalten, das du über Jahre perfektioniert hast, braucht einen Moment, um sich dauerhaft zu verändern.

Mentaltraining ist dagegen wie, wenn du dir abgewöhnen möchtest, abends vor dem Fernseher immer Chips zu essen. Du fängst mit ganz kleinen Schritten an, merkst, was geht und was nicht, feierst kleine Erfolge (anstatt Chips hast du Cherry Tomaten gegessen) und lobst dich dafür. Ein Prozess, der Zeit und Geduld erfordert (ja, leider – aber es lohnt sich). Kleine Schritte, grosse Wirkung – und nachhaltig.

4. Vergiss die Entspannung

Was passiert mit einem Muskel, der permanent trainiert wird? Er versagt und meist dann, wenn man ihn am meisten braucht. Wenn du dich nicht entspannst, bringt alles mentale Training nichts.

Entspannungstechniken helfen dir, Stress abzubauen und deine Konzentration zu verbessern. Das bedeutet, dass du dir vor und nach einer mentalen «Trainingseinheit» immer etwas Zeit und Ruhe zur Entspannung einplanen solltest.

5. Setz deine Techniken umgehend ein, wo du sie brauchst

Stell dir vor, du hast eine Technik gelernt, wie du deinen Blackout beim Start an einen Wettkampf vermeiden kannst. Damit gehst du nächstes Wochenende gleich zum Wettkampf – und wunderst dich, dass sie nicht funktioniert. Das ist dann, als ob jemand mit Höhenangst sich vorstellt, ohne Angst am Abgrund des Grand Canyon zu stehen – und dann erwartet, das er fröhlich gleich das tun kann.

So wie alles, was du bisher gelernt hast, zuerst im «Training» in eine stressfreien Umgebung schrittweise geübt und verinnerlicht werden will, so wollen auch mentale Trainingstechniken erst einstudiert werden, bevor sie am Wettkampf funktionieren können. Auch dein Hirn will trainiert werden 😉 bevor es das gelernte im Stress anwenden kann.

Du hast auch schon einige dieser Misserfolgs-Regeln befolgt? Macht nichts, das geht den meisten so. Aber es ist nie zu spät, es richtig zu machen:

1. Individualisierung: Entwickle DEIN mentales Training

2. Regelmässigkeit: Bleib dran!

3. Setz deine Ziele und Erwartungen realistisch und langfristig

4. Entspann dich – aus der Ruhe entsteht mentale Kraft

5. Übe deine Techniken, BEVOR du sie tatsächlich brauchst

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