Persönliches Feedback geben

Persönliches Feedback geben
Wie gibst du jemanden ein persönliches Feedback

Da war er wieder. Dieser furchtbare Geruch dieses schrecklichen Parfüms. Süsslich. Aufdringlich. Betäubend. Er kündigte jeweils meine Arbeitskollegin zu unserem wöchentlichen Meeting an. Wie eine Wand schob sie diese Wolke unsichtbar und doch so präsent vor sich her. Im Meeting hatte ich dann immer das Gefühl, in dem Geruch zu ersticken – und Mühe, mich professionell auf das Thema zu konzentrieren. Manchmal kam es vor, dass ich in einen leeren Meetingraum kam, in dem sich der Geruch ihres Parfüms noch lange aufhielt, wenn sie schon längst woanders war. Uuuuaaaahhhh!

Zugegeben, Geschmäcker sind verschieden, egal ob es sich da um Kleider, Kunst oder eben Gerüche handelt. Zum Glück sind wir alle anders. Eigentlich ist alles Geschmack- oder Ansichtssache im Leben. Das Problem an Gerüchen ist, dass Gerüche nicht, wie alle anderen Sinneseindrücke einen Umweg über unseren Hinterkopf machen, bevor sie Emotionen auslösen, sondern einen direkten Draht genau dorthin haben, wo unser Hirn emotional Freude oder Leid erzeugt.

So kam es, dass ich auf Dauer eine überschwängliche Dringlichkeit empfand, diesem, meinem gefühlten, Leiden ein Ende zu setzen. Aber wie sagst du so etwas Persönliches jemandem am Arbeitsplatz? Im Freundeskreis oder innerhalb der Familie – ok, da kennt man sich besser. Da geht sowas eher. Aber bei der Arbeit?

Ich recherchierte das Thema. Oft hatte ich das Feedback erhalten, dass ich selbst «fadengrad» sei, d.h. dass ich meine Meinung durchaus Kund tun konnte. Aber in dieser heiklen Situation empfand ich das nicht wirklich als Vorteil, denn was wusste ich denn, wie die Kollegin auf mein Feedback reagieren würde?

Nach wochenlangem Rumlavieren hatte ich meine Strategie zusammen und passte einen guten Tag ab. Ohne zu viele andere Meetings oder dringende Deadlines. Ich lud sie zu einem spontanen Meeting ein, eher zwischendurch. «Du, ich hätte da was, das ich mal mit dir unter 4 Augen besprechen möchte, wann hättest du Zeit?» Sie war natürlich neugierig, was ich wohl wollte. Dann ging es schnell.

Wie ich es mir zusammengelegt hatte

  1. Um Erlaubnis fragen, Feedback geben zu dürfen
    • Ich fragte sie, ob ich ihr ein sehr persönliches Feedback geben dürfte, das nicht direkt mit der Arbeit zu tun hat
  2. Mit etwas Positivem beginnen
    • Ich sagte, dass ich sie als Kollegin sehr schätze und sehr gern mit ihr zusammenarbeite
  3. Erläutern, wie das Gegenüber auf mich wirkt. Diese Art des Feedbacks eignet sich auch für Verhalten, das jemand anderes zeigt.
    • Ich erläuterte, dass mein Geruchssinn sehr stark reagiert auf das Parfüm, das sie trägt. Er sogar anschlägt, wenn sie einen Sitzungsraum bereits verlassen hat. Ich deshalb oft abgelenkt sei, da es mir sehr schwer fällt, mich daran zu gewöhnen
  4. Verständnis signalisieren
    • Ich fügte an, dass ich natürlich verstehe, dass das reine Geschmackssache ist. Und ich auch akzeptieren würde, wenn sie nichts verändern möchte.
  5. Dem Gegenüber alle Optionen geben
    • Als letztes fragte ich sie, ob sie eine Möglichkeit sähe, die Intensität des Parfüms zu reduzieren?

Zum Glück reagierte sie sehr positiv, bedankte sich sogar. Das sei ihr gar nicht bewusst. Womöglich sei ich nicht die Einzige, der das auffällt. (Anm: das stimmte. Auch andere hatten diesbezüglich Bemerkungen gemacht) Von jetzt an würde sie darauf ganz verzichten.

So einfach schien es auf einmal zu sein. Warum hatte ich nur so lange gewartet?

Irgendetwas hatte ich richtig gemacht. Wir sind heute noch sehr gut befreundet.

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