Wie viele schlechte Gefühle lauern auf dich zu Hause?

So richtig schön ist’s nur zu Hause. Sagt man ja so. Gemütlich machen. Geniessen. Seele baumeln lassen. Aber ist es das? Wirklich?

Bei mir zu Hause lauert viel Negatives, wenn ich so genau darüber nachdenke. Auf meinen Nachttisch zum Beispiel liegt das Buch über die neuesten Erkenntnisse der Menschenführung, das ich schon so lange lesen wollte und das mich auch EHRLICH interessiert – aber jeden Abend, wenn ich ins Bett gehe, lasse ich es dann doch liegen und befasse mich stattdessen lieber in Facebook mit grösstenteils nutzlosem Zeug. Und denke immer, wenn ich es sehe: ich wollte – und sollte – doch endlich mal dieses Buch lesen…

Oder die Küche: Der Schalter vom Heisswasserkocher ist schon lange defekt. Man muss ihn jedes Mal erst davon überzeugen, dass heute ein guter Tag ist, dass das Erhitzen von Wasser seine Kernaufgabe ist und dass ihm das auch nicht wehtut, bis er sich nach langem Überreden dann bequemt, seinen Dienst zu verrichten. Schon lange wollte ich ihn ersetzen. Ebenso, wenn ich die Schränke aufmache, starren mich diese Weingläser an, die ganz oben stehen: hat mir meine Mutter mal geschenkt. Vor 30 Jahren. Hab ich nie benutzt, aber auch nie entsorgt. Könnte ich ja doch mal irgendwann brauchen. In der Zukunft. Hat sie mir schliesslich geschenkt. Muss ich doch behalten.

So geht es weiter durch meine Wohnung: auf dem Schreibtisch liegt noch die Weihnachtskarte meines alten irischen Freundes, die ich hatte ausführlich beantworten wollen. Jetzt ist bald schon wieder Weihnachten. Sie wartet noch immer. An der Pinwand hängt das Bild eines norwegischen Fjordes, wo ich immer schon hinwollte… im Wohnzimmer liegt der Stapel alter Zeitungen, die ich eigentlich hatte entsorgen wollen, aber erst muss ich noch schauen, ob sie nicht interessante Artikel enthalten, die sich lohnen aufzubewahren.

Der Kleiderschrank: ein Sammelsurium von FÜHL-DICH-SCHLECHT Befehlen wie z.B. die Hose, die mir schon seit 10 Jahren nicht mehr passt. Da hab ich mich erfolgreich rausgefressen, aber vielleicht passe ich da ja irgendwann wieder rein…

Der Badezimmerschrank, in dem mich täglich hämisch die Anti-Falten-Creme angrinst, die meine Schwiegermutter mir mal geschenkt hat. Ich? Falten? So’n Quatsch!!! Brauch ich doch nicht!!! Oder?

Und so geht es weiter auf der Reise der schlechten Gefühle durch meine Wohnung.

Muss das so sein? Eigentlich doch nicht, oder? Ist das bei euch auch so?

Warum also nicht Schluss machen mit diesen Gute-Laune-Fressern?

Ich hab’s gemacht.

  • Das Buch steht im Bücherregal bei den gelesenen Büchern. Mein Nachttisch ist leer. Facebook here I come! Warum denn nicht?
  • Der Wasserkocher wartet auf seinen Nachfolger. Hat mich 10 Minuten bei Galaxus.ch gekostet. Ich freue mich richtig auf die Post  –  und auf die Genugtuung, ihm endlich den Todesstoss zu versetzen und ihn für all die vielen Frustmomente zu bestrafen, die er mir beschert hat
  • Das norwegische Fjord, die alte Weihnachtskarte, die ungenutzten Weingläser, die alten Klamotten: Futter fürs Recycling. Neue Aufgaben warten auf euch.
  • Ungenutzte Kosmetika, alte Medikamente und sonstiges, das mich an die Vergänglichkeit und Trostlosigkeit meines Lebens hinweisen könnten: und Tschüss!

Und siehe da! es tat gar nicht weh und ging auch megaschnell. Und auf einmal sind diese schlechten Gefühle weg:

Das Gefühl des Stecken-Geblieben-Seins in Dingen, dich ich angefangen, aber nie zu Ende gebracht habe

Das Gefühl des IchSollteDoch und IchWollteNoch von selbstauferlegten Aufgaben, die mich runterziehen, aber nie wichtig genug sind, wirklich erledigt zu werden

Das Gefühl des BinIchDick, BinIchAlt und BinIchKrank aus Kleiderschrank und Badezimmer

An ihre Stelle sind getreten: Freude am Jetzt. Das Gefühl von Freiheit. Leichtigkeit. Akzeptanz des IchBinHaltIch. Durchatmen und Lächeln – was tut das gut!

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