Um es gleich vornweg zu nehmen: «Einfach» ist relativ. Um nicht zu sagen relativ sehr schwierig.
Den ersten Fehler hast du schon gemacht in der Erwartung, dass du am Wettkampf- bzw. Turniertag deine Lektionen oder Hindernisse genauso meistern wirst wie im Training. Warum? Wirst du jetzt vielleicht fragen, so wie meine KundInnen mich, wenn sie mit diesem Thema ins Coaching kommen. Die Dressuraufgabe ist doch dieselbe wie die, die ich zu Hause übe und springen tu ich im Training sogar höher als auf dem Turnier!
Dem würde ich nie widersprechen. Rein technisch ist Training = Turnier. Bei den Dressurreitern noch mehr als bei den Springern. Dressurvierecke sehen immer ziemlich gleich aus. Hindernisse sind im Training 1m hoch, auf dem Turnier auch. Und dennoch liegst du einem weitverbreiteten Irrtum auf, bzw. vermischt zwei völlig unterschiedliche Rollen deiner Selbst: die Rolle des Trainingsreiters und die der Turnierreiterin.
Was meine ich damit?
In den vielen Coachings, bei dem das das zentrale Thema meiner KundIn ist, bespreche ich oft die beiden Rollen getrennt voneinander. Mittlerweile sind gut und gern 20 (!) Kriterien in meiner Sammlung zusammengekommen, bei denen sich Training und Turnier fundamental voneinander unterscheiden. Ein paar davon möchte ich gern mit dir teilen: Überleg dir mal…
- Was ist dein Ziel, wenn du ins Training gehst? Was ist dein Ziel, wenn du zum Turnier fährst?
- Wer ausser dir und deinem Pferd ist beim Training, bzw. beim Turnier anwesend?
- Welchem (gefühlten) Leistungsdruck bist du ausgesetzt, wenn du zum Training, bzw. wenn du zu einem Turnier fährst?
- Was macht ein Fehler in einer Lektion bei dir während des Trainings? Was während eines Turniers?
…und was bedeutet das alles für dich und dein Pferd?
Wahrscheinlich bekommst du langsam eine Idee… ja, dein/e ReitlehrerIn bereitet dich und dein Pferd auf die technischen Anforderungen vor. Die sind praktisch identisch zwischen Training und Turnier. Aber für deinen Kopf und deinen Körper und die deines vierbeinigen Partners sind die mentalen Anforderungen diametral unterschiedlich. Kein Wunder also, wenn der Transfer der Trainingsleistung auf’s Turnier nicht klappt.
Wenn du also besser werden willst auf dem Turnier, trainiere deinen Kopf genauso wie dein gutes Reiten. Hier sind die Schritte, wie das geht:
- Nimm dir einen Block, einen Stift und ausreichend Zeit: schreib alle Unterschiede auf, die dir einfallen – und leite ab, was dein Kopf leisten muss, um in der Rolle des Turnierreiters gut zu reiten.
- Selbstbewertung: als wie gut schätzt du dich in jedem der Punkte ein?
- Priorisiere, womit du anfangen möchtest => dort, wo du den grössten Nutzen siehst
- Finde mentale Trainingsmöglichkeiten (z.B. wie kann ich meine Emotionskontrolle verbessern?) oder finde heraus, was du noch nicht weisst (z.B. wie setze ich mir die richtigen Ziele?)
Wenn du mehr wissen möchtest, oder professionelle Begleitung suchst, ich bin nur einen Kontakt entfernt 😉