Wenn ich meine KundInnen beim ersten Gespräch frage, was sie dazu gebracht hat, mich zu kontaktieren, beginnt die Antwort oft mit „Mein Problem ist…“ Das ging mir genauso, als ich das erste Mal bei einem Coach war.
Bei unseren Problemen sind wir Weltmeister, wir kennen sie in- und auswendig. Oft üben wir unsere „Probleme“ so oft, bis wir sie so richtig gut können. Prokrastination zum Beispiel, oder Selbstzweifel, oder Angst. Allein darüber mal mit einer neutralen Person zu sprechen, sich alles von der Seele zu reden, ohne unterbrochen zu werden, ist schon eine Hilfe. Das Ziel in so einem Coaching ist jedoch immer, am Ende einen Weg zu finden, damit umzugehen, d.h. es als Herausforderung zu sehen. Die Situation an sich, im Moment, ändert sich dadurch natürlich nicht, wohl aber die Betrachtungsweise. Lasst uns das doch mal auseinandernehmen.
Was ist denn überhaupt der Unterschied zwischen einem Problem und einer Herausforderung? Ist die Umbenennung eines Problems in „Herausforderung“ nicht einfach nur der erzwungene Blick durch die rosarote Brille?
Nein! Ganz und gar nicht. Allein das Nachdenken über eine Sache als entweder „Problem“ oder als Herausforderung“ beeinflusst, wie wir uns demgegenüber verhalten.
Nimm den einfachen Satz: „Mein Problem ist, dass ich Angst habe, vor anderen Menschen aufzutreten“
Nun formuliere ihn um in eine Herausforderung. Einfach das Wort Problem mit Herausforderung zu ersetzen, macht irgendwie keinen Sinn. Das liest sich komisch: „Meine Herausforderung ist, dass ich Angst habe, vor anderen Menschen aufzutreten“. Häh?
Besser, und irgendwie verständlicher wäre sowas wie: „Meine Herausforderung ist, ohne Angst vor anderen Menschen aufzutreten“. Noch besser: „Meine Herausforderung ist, souverän vor anderen Menschen aufzutreten“.
Was ist passiert auf dem Weg vom Problem zur Herausforderung?
Ganz viel, und das nicht nur im Denkprozess. Frag dich mal, wohin du schaust, wenn du ein Problem formulierst. Im Gegensatz: wohin schaust du, wenn du eine Herausforderung formulierst? Und wie ist deine Körperhaltung? Was passiert mit deinen Emotionen?
Ich wette, dir geht es ähnlich wie meinen KundInnen: Bei einem „Problem“ geht der Blick zum Boden, der Körper duckt sich, wie, um dem Problem auszuweichen. Die Schultern fallen, die Körperspannung lässt nach, die Atmung wird flacher, Stress entsteht. Das System „Mensch“ bremst seine Aktivität. Es entsteht ein Gefühl der Hilflosigkeit. Denn – das Wort „Problem“ beschreibt immer einen Zustand, der in der Vergangenheit begonnen hat und es sich im Jetzt gemütlich gemacht hat. Ein Problem ist immer passiv! Von allein bewegt es sich nicht.
Im Gegensatz dazu steht die Herausforderung: Allein das Wort ist aktivierend. Es fordert heraus, Dich aus deiner Komfortzone. Du beginnst dich zu bewegen. Wo schaust du hin bei einer Herausforderung? Nach vorn, nach oben. Wie ist deine Körperhaltung? Genau, eher aufgerichtet mit Körperspannung, der Brustkorb ermöglicht tiefe Atmung. Das Hirn wird mit Sauerstoff versorgt und schon ist klares Denken möglich.
Allein der Versuch, ein Problem in eine positiv formulierte Herausforderung umzuformulieren, generiert automatisch die Suche nach möglichen Lösungswegen. Damit ist eine Herausforderung immer zukunfts– und lösungsorientiert und generiert Hoffnung anstatt Hilflosigkeit
Also: das nächste Mal, wenn du vor einem Problem stehst, richte dich auf, blicke nach oben in die Ferne, und formuliere es in eine positive Herausforderung um. Selbst wenn du noch keine Lösung hast, so wirst du dich schon ein kleines bisschen besser fühlen, hast du doch die Zukunft schon begonnen zu gestalten.