Alle reden von Diversity. Schon seit Jahren gibt es Diversity Networks in Unternehmen, es wird immer wieder darauf hingewiesen, dass gemischte Teams ein besseres Arbeitsklima haben und bessere Entscheidungen treffen. Meist ist dann gemeint, dass ein Team aus Frauen und Männern sowie jungen und älteren Mitarbeitern bestehen sollte oder dass verschiedene Nationalitäten oder Disziplinen zusammenarbeiten.
Dahinter verbirgt sich jedoch eine potentiell trügerische Annahme: Nämlich dass Menschen verschiedenen Alters, Geschlechts und Nationalität auch unterschiedlichen Input in eine Diskussion bringen werden. Da ist sicherlich viel Wahres dran. Aber auch Teams, die all diese offensichtlichen und messbaren Kriterien erfüllen, sind nur dann wirklich «diverse», wenn sie auch wirklich anders DENKEN.
Nur zu oft finden sich – trotz aller Diversity – Teams in der Situation des «group think» wieder, der Tatsache, dass alle in die gleiche Richtung denken und einem – meist der/m Vorgesetzten – folgen. Kritiker werden ignoriert oder belächelt, man fällt sich gegenseitig ins Wort und echte, kontroverse, und zeitraubende Diskussionen werden erstickt, oder man umgeht sie gleich ganz. Group Think kommt in den diversesten Teams vor.
Deswegen: Lieber ein Raum voll von Männern (oder Frauen), die heftigst miteinander diskutieren, wo unterschiedlichste Ansichten aufeinander treffen, wo man sich leidenschaftlich, aber zielorientiert streitet – als ein Raum voll von Menschen, die alle «anders» sind, wo es aber keine Diskussionen gibt. Etwas neues entsteht nur aus Argumentieren, Verwerfen, einander Zuhören, Hinterfragen und miteinander verbal Ringen. Und hintereinander miteinander lachen können – über des Team’s Diversity.