Welche Emotionen löst dieses Bild bei dir aus? Faszination… Mitleid… Ekel… Bewunderung?
Emotionen entstehen in uns! Als Antwort auf einen Reiz. Das passiert voll automatisch, und oft auch sehr schnell. Es fühlt sich unkontrollierbar an. Aber wenn wir uns Emotionen selbst machen, dann sind wir auch in der Lage, mit ihnen bewusst zu arbeiten. Dann schieben wir eine Phase der Bewertung zwischen Reiz und Reaktion – und hören auf, andere für unsere Emotionen schuldig zu sprechen.
Das ist es, was gelassene und souverän auftretende Menschen tun. Sie managen ihre Emotionen. Sie nehmen nichts persönlich.
Aber wie geht das?
Im Grunde sind es drei Schritte:
1. Der Reiz – nimm z.B. etwas, dass dich jeweils masslos ärgert – ist im Grunde nicht beeinflussbar. Ob es heute regnet oder nicht, ob dein Mann den Klodeckel wieder mal auflässt oder deine Arbeitskollegin unangebrachte Kritik äussert, darauf hast du keinen oder nur sehr bedingten Einfluss. Petrus macht sowieso was er will, Männer haben keinen Sinn für Klodeckel*, und der Arbeitskollegin fehlt halt einfach Taktgefühl. Basta.
2. Nun zu Dir: die Bewertung?Der Reiz prallt auf dich ein. Du merkst, wie dein Blutdruck steigt, wie du dich verkrampfst, dir das Blut in den Kopf steigt – Emotionen entstehen, der innere Ballon pustet sich auf. Zeit zu Handeln BEVOR du sichtbar reagierst. Zieh dein mentales «STOP-SCHILD». Wenn möglich ziehst du dich jetzt erstmal nach draussen oder in eine Ecke zurück, um etwas Zeit für diese Phase der Bewertung zu haben. Denn die ist kritisch und matchentscheidend.Frag dich: Ist der Reiz von aussen es wert, sich zu ärgern/zu ekeln/wütend zu werden? Ist der Reiz heut abend, morgen, in einem Jahr von Bedeutung für dich?Möchtest du diese Emotion jetzt zulassen? Was wäre eine souveräne Reaktion?
3. Die ReaktionWenn du die Phase der Bewertung eingeschoben hast, kannst du jetzt auch ganz bewusst entscheiden, wie deine Reaktion sein soll. Professionell. Souverän. Mit Abstand.Dabei ist durchaus möglich, dass du dich (bewusst) erst mal ärgern willst. Dann lass es raus, dort wo es keiner sieht oder wo dich jeder versteht. Und danach agiere souverän.
Kann ich das nicht immer so schön nach Lehrbuch ? Nein, leider nicht. Seitdem ich mir dieser Dinge bewusst geworden bin, übe ich es aber in vielen Situationen. Es klappt immer öfter. Seitdem ich verstanden habe, dass ich die anderen nicht ändern, sehr wohl aber meine Emotionen managen kann, ist das Leben deutlich leichter.*an alle Männer: SORRY, dass ich das Beispiel des Klodeckels nehme. Ich liebe euch trotzdem
Es gibt Menschen im Leben, die rauben einem den letzten Nerv. Man fühlt sich ausgelaugt, deprimiert, gestresst, wenn man sie getroffen hat. Und dann gibt es andere. Die, die einen so richtig inspirieren, motivieren, mit Freude erfüllen. Nach einem Abend mit ihnen gehst du beschwingt nach Hause, bist fröhlich und gut gelaunt.
Jetzt, zu Jahresende, in der ruhigen Zeit, wäre doch mal eine gute Gelegenheit, eine Umfeldbilanz zu ziehen. Dich neu zu sortieren, Beziehungen «auszumisten» und dir dein Umfeld so gestalten, dass du am Ende des Jahres mit mehr Energie und Erfolg rauskommst als du gestartet bist. Frei nach dem Motto von Pippi Langstrumpf: ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt!
Mein Tip: nimm dir einen Lebensbereich, der dir für nächstes Jahr wichtig ist. Zum Beispiel im Beruf weiterkommen, oder sportlich erfolgreich zu sein. Und dann knöpf dir deine Adressen vor. Sortiere alle relevanten Personen, die zu dem Lebensbereich gehören, in diese Matrix ein. Je mehr dich diese Person in deinen Zielen unterstützen kann, desto weiter rechts steht sie. Und je mehr Energie sie dir bringt, je mehr sie dich motiviert, desto weiter oben steht sie.
Wenn du dann fertig bist, überleg, wie du mit jeder Person in den verschiedenen Quadranten im nächsten Jahr agieren möchtest.
I – findest du sie so richtig toll, weil sie dich motiviert und in deinen Zielen aktiv unterstützt, so pflege und intensiviere die Beziehung im nächsten Jahr
II – ist die Person zwar etwas anstrengend, aber hilft dir trotzdem oder ist notwendig, um deine Ziele zu erreichen, so finde eine Strategie, sie zu managen. Hör ihr aber auch zu, denn sie unterstützt dich ja! Das kann z.B. Chef/Chefin oder Trainer sein, der dich immer mal wieder herausfordert, aber dich damit auch weiterbringt auf dem Weg zu deinen Zielen.
III – ist die Person nicht nur anstrengend, sondern auch noch ein Hindernis für deine Zielerreichung, weil sie dich immer frustriert zurücklässt, so versuche die Interaktion mit ihr zu minimieren oder ganz einzustellen. Beispielsweise die Leute, die immer versuchen, dich «runter zu ziehen». Oder die, die dir immer sagen: das bringt doch nichts! Die, die nie zuhören. Die, die dir ihre Meinung aufdrücken wollen. Wir müssen uns nicht an Beziehungen festhalten, die uns nicht guttun. Wer dir Energie raubt und dich behindert, deine Träume und Wünsche zu erfüllen, den darfst du getrost aus deinem Leben verbannen.
IV – und die Fragezeichen, bei denen du dir nicht sicher bist, weil du sie eigentlich magst, sie dich aber in deinen Zielen auch nicht wirklich aktiv unterstützen, nimm dir vor, sie entweder zu Unterstützern zu machen oder sie ebenfalls loszulassen. Zumindest in diesem Lebensbereich.
Das Ziel sollte sein, möglichst viele deiner Beziehungen in Quadranten I und II zu haben. Auf diese Art und Weise schaffst du Zeit für neue Beziehungen, die dich motivieren und unterstützen.
Liebe Kundinnen und Kunden, Interessierte, KollegInnen und Followers,
ich möchte mich bei euch bedanken. Für ein Jahr, in dem so viele mir ihr Vertrauen geschenkt haben, euch auf eurem Weg begleiten zu dürfen. Längere und kürzere Strecken, so wie es für euch gestimmt hat. Besonders gilt das in einem Jahr wie 2020. Es war für viele Menschen nicht einfach. Wir wurden kollektiv aus unserer Komfortzone gerissen – und es ist noch nicht vorbei. Auch ich hatte mir 2020 anders vorgestellt.
«Life is, what happens to you, when you are busy making other plans» / «Leben ist, was dir passiert, wenn du gerade dabei bist, andere Pläne zu schmieden»
Dieses englische Sprichwort sagt alles, was es über 2020 zu sagen gibt. Aber es war auch viel Gutes dabei. Einmal mehr wurde mir bewusst, dass es zwei Ingredienzen braucht, um sich ausserhalb seiner Komfortzone bewegen zu können: Vertrauen und Optimismus. Diese zwei Eigenschaften lassen uns nach vorn blicken. Vertrauen in sich selbst, in seine Fähigkeiten und Talente. Vertrauen in Freunde, Kollegen und, ja, auch Menschen wie mich, die helfen, durch Selbstreflektion den Glauben an das eigene Ich und seine Fähigkeiten zu festigen. In jeden von euch habe ich persönlich vollstes Vertrauen.
Und Optimismus! Optimismus ist die Summe aus positiver Einstellung gegenüber der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft. Das hat nichts mit der rosafarbenen Brille zu tun, sondern meint die realistische Betrachtung dessen, was wir erlebt haben bzw. was wir derzeit erleben – und die Nutzung davon für eine Zukunft entlang unseren Wünschen und Bedürfnissen. Optimistische Menschen haben mehr Lebensfreude, sind weniger krank und deutlich erfolgreicher. Vielleicht, weil sie das, was sie erleben, halt einfach als ein Schritt in Richtung ihrer Lebensziele betrachten.
Jeder hat sich entwickelt in diesem Jahr, auch ich mit und dank euch. Ich wünsche euch für das nächste Jahr beides: Vertrauen in euch und euer Umfeld sowie eine grosse Portion Optimismus, der euch trägt in eine Zukunft ganz nach eurem Gusto. Dann kommt der Erfolg, den ihr euch wünscht. Manchmal früher, manchmal später. Aber er wird kommen, ganz sicher.
Geniesst diese Jahreszeit der nicht nur Corona-bedingten Ruhe. Bleibt vor allem gesund. Ich freue mich auf euch im nächsten Jahr!
Corona hat auch Gutes! Nicht nur, dass wir durch dieses Virus allesamt mal aus unserer Komfortzone geworfen wurden. Nein, nun werden wir auch noch feststellen, dass wir als Berufstätige und Arbeitnehmer nach der Krise deutlich selbstbewusster geworden sind. Und das werden auch unsere Arbeitgeber feststellen.
In meiner langen Karriere in internationalen Firmen hatte ich gute wie schlechte Zeiten. Das gehört dazu. Nach den schlechten kann man die guten Zeiten dann wieder so richtig schätzen. Aber was ich definitiv gelernt habe, war, dass man ein deutlich besseres Leben hat, wenn man gerade mal wieder eine selbstbewusste Phase hat. Dann wird man klar mehr respektiert, kann sich besser durchsetzen und ein gelegentliches NEIN wird akzeptiert.
Aber ein selbstbewusster Mitarbeiter fordert seine Vorgesetzten auch deutlich mehr. Und jeder, der schon mehr als einen Chef hatte, weiss, es gibt bessere und schlechtere Vorgesetzte.
Das neue Selbstbewusstsein als Mitarbeiter
Corona ist ein Segen für alle die, die schon immer Home Office machen wollten, es aber nie tun konnten, weil entweder der Vorgesetzte es nicht erlaubte, oder die sich selbst nie getraut haben.
Viele Angestellte werden Home Office Arbeit erfahren haben und für sich selbst die Vor- und Nachteile erkannt haben. Sicherlich ist es keine Arbeitsform, die für alle stimmt und bei der sich alle wohlfühlen. Meetings über den Bildschirm und virtuelle Kaffeetermine ersetzen auf Dauer keine persönlichen Interaktionen, gemeinsame Arbeit am White Board oder den freundschaftlichen Schwatz an der Kaffeemaschine. Ganz klar.
Jedoch, nach Corona sind alle erfahrener im Umgang mit digitalen Medien. Digitalisierung wird kein abstrakter Begriff mehr sein. Der Mitarbeiter wird wissen, wie er sich organisieren kann zu Hause. Er wird verstanden haben, was der Wegfall des täglichen Arbeitswegs und des Pendeln in vollen Bussen und Zügen in seinem Zeitmanagement und für seinen Stresslevel bedeutet.
Und er wird die Chance erhalten haben – wenn er sie vorher nicht bekam – seiner Firma, seinem Vorgesetzen und seinen Kollegen zu beweisen, dass er seine Arbeit von zu Hause aus genauso gut oder vielleicht sogar besser erledigen kann wie im Büro.
Jeder wird für sich besser einstehen können und gegenüber seiner Firma und seinem Vorgesetzten fundierter argumentieren können, warum er lieber im Büro oder eben von zu Hause aus arbeiten möchte. Gegenargumente werden es schwer haben.
Spätestens wenn die KiTas und Schulen wieder öffnen und damit potentielle Ablenkung wieder anderweitig betreut wird, wird sich die Produktivität von Home Office zeigen. Dann gibt es keine Ausreden mehr, und schon gar nicht für Vorgesetzte.
Die besseren Vorgesetzten haben von der Krise nichts zu befürchten. Sie werden nach der Krise noch immer die besseren Vorgesetzten sein, denn sie haben schon vorher ihre Mitarbeiter respektiert, motiviert und ihnen genügend Freiraum gegeben, ihre Arbeit eigenverantwortlich zu erfüllen anhand der gemeinsam definierten Zielvorgaben. Sie hatten schon vorher verstanden, dass die Pyramide immer von unten getragen wird und man das Fundament pflegen muss, damit die Spitze auch oben bleibt.
Die anderen werden sich anstrengen müssen
Der andere Teil der Vorgesetzten werden einen deutlich schwierigeren Stand nach der Corona-Krise haben, denn das neue Selbstbewusstsein ihrer Mitarbeiter wird sie vor grosse Herausforderungen stellen. Sie werden sich persönlich selbst weiter entwickeln müssen, um längerfristig ihre Position zu halten.
Trotz aller Werbung für Home Office, Work-Life Balance, Flexibilität und Teilzeitarbeit fiel es einem grossen Teil von Vorgesetzten vor der Krise schwer, ehrlich – nicht nur per Lippenbekenntnis – ihren Mitarbeitern diese Möglichkeiten zu offerieren. Viele hatten immer noch das Gefühl, dass ihre Mitarbeiter von zu Hause aus nicht produktiv arbeiten können, die Freiheit womöglich ausnutzen und nicht kontrollierbar sind. Zudem fühlten sich diese Vorgesetzten auch oft unabdingbar für die Firma und wären nicht auf die Idee gekommen, Home Office für sich selbst in Betracht zu ziehen.
Corona hat dem ein Ende gemacht. Endlich. Vorgesetzte wurden durch Corona zu Home Office gezwungen, über Wochen und Monate für sich und ihre Mitarbeiter.
Und siehe da. Es funktioniert. Viele werden festgestellt haben, dass man seinen Mitarbeitern durchaus trauen kann. Dass Produktivität durch Digitalisierung nicht leidet. Und dass die intrinsische Motivation, für die Firma gute Arbeit zu leisten, bei den allermeisten sehr hoch ist.
Die, die das verstehen, dies verinnerlichen und später weiterführen, werden nach der Krise zu besseren Vorgesetzten. Die anderen, tja, für die wird es schwer.
Es geht noch weiter
Weitere Vorteile werden nach der Krise bleiben. Mehr Menschen werde eine neue Liebe zum individuellen Pendeln finden und entweder Stosszeiten in öffentlichen Verkehrsmitteln vermeiden oder auf Velo umstellen. E-Bikes werden einen weiteren Boom erleben.
Und in der häuslichen Partnerschaft wird auch das letzte fehlende Quäntchen Anerkennung für die Leistung, die ein nicht-arbeitender Partner in Kinderbetreuung und Hausarbeit leistest, endlich erreicht sein.
Nach Corona wird die Arbeitswelt anders aussehen. Wie genau, wird sich zeigen, aber eins ist sicher: Selbstbewusster. Flexibler. Freier.
Gestern hatte ich ein Gespräch mit einer alten Arbeitskollegin. Wir kennen uns schon so lange, dass wir uns mittlerweile auch als gute Freundinnen bezeichnen würden. Sie wohnt in Deutschland, ich in der Schweiz. Corona-konform sahen wir uns online und natürlich kam das Gespräch auf Corona und die Massnahmen, die unsere Regierungen uns derzeit auferlegen. Ihre Meinung war eher strikt. Sie meinte, es wäre doch so einfach: Wir müssten uns nur alle mal wirklich radikal 2 Wochen lang zu Hause einbunkern, dann wäre der Spuk vorbei. Alle. Ausnahmslos. Ihr gingen die Massnahmen der Bundesregierung nicht weit genug.
Ich bin eher der freiheitsliebende Typ und argumentierte entsprechend liberal. Aus meiner Sicht ist so ein «Wegsperren» aller Menschen gar nicht machbar und es geht auch gegen unsere freiheitlichen Rechte. Den liberalen Ansatz der Schweiz goutiere ich sehr. Wir konnten uns nicht einigen, irgendwie erhitzten wir uns in unseren beiden Positionen. Ich bemerkte auf einmal, dass das Gespräch in eine Richtung ging, in der wir noch nie waren. Die einer Unvereinbarkeit der Meinungen. Da rennt man sich schnell fest in seiner Ecke und fängt an zu schmollen.
Wollte ich die Freundschaft in eine Krise laufen lassen, weil wir offensichtlich sehr unterschiedlicher Meinung waren? Nein. Sicher nicht! Die Gefahr besteht jedoch, wenn zwei Menschen auf einmal feststellen, dass sie sich so gar nicht einigen können. Man nimmt es persönlich.
Zum Glück fiel mir in dem Moment eine Methode aus meiner Zeit in der Unternehmensberatung ein. Trenne das Problem von der Person. «Agree to disagree» – einigt euch, euch nicht zu einigen. Tönt im ersten Moment bekloppt – gebe ich zu. Ist aber eine fantastische Methode, die Emotionen aus einer Diskussion heraus zu nehmen. Eigentlich mag ich meine alte Kollegin sehr gern, und es ist anders herum ja auch so. Wir wollten uns ja gar nicht streiten… irgendwie sind wir da reingeschlittert.
Ich verliess meine mentale Schmoll-Ecke und fragte sie, unvermittelt, was diese Uneinigkeit jetzt mit unserer Beziehung mache bei ihr.
Wir besannen uns, beide. Wir einigten uns, dass wir das Problem – unterschiedliche Meinung zum Thema Corona-Massnahmen – auslagern. Das ändert nichts an der Freundschaft. Hier in unserer freiheitlichen Kultur dürfen wir unterschiedlicher Meinung sein. Ihre Meinung hat ja nichts damit zu tun, dass ich sie als Person nicht schätze. Ich schätze sie ja gerade, weil sie eine Persönlichkeit ist, ihre eigenen Meinungen hat und die auch vertritt. Ich bin nicht anders.
Am Ende lachten wir über die Diskussion, die wir gehabt hatten. Über ein Problem, zu dem es DIE optimale Lösung womöglich gar nicht gibt. Jetzt können wir uns gegenseitig sogar aufziehen mit unseren verschiedenen Meinungen, denn das Problem ist ausserhalb unserer Beziehung. Und wir freuen uns beide schon auf unseren nächsten Austausch. Jetzt noch umso mehr, da wir nun auch mal heiss diskutieren können, wissend, dass wir schlimmstenfalls am Ende sagen: we agree to disagree 😊
Nein, hier geht es nicht um Sex! Sorry. Fremdgehen kann man auch in anderen Lebenslagen, und da ist es durchaus erwünscht.
In der Arbeit mit Menschen habe ich immer wieder Kunden, die sich weiterentwickeln möchten. Also zum Beispiel aus ihrem bisherigen Leben ausbrechen, etwas ganz anderes machen. Nehmen wir das hypothetische Beispiel von Maria. Sie ist eine gestandene Frau, Mutter, Führungskraft. Das Leben hat sich so entwickelt, dass sie alles hat, was man so braucht. Aber es ging irgendwie von allein. Schon früh hat sie ihren Mann kennengelernt. Nach der Ausbildung zur Bürokauffrau wurde sie von ihrem Unternehmen übernommen. Sie stieg kontinuierlich ins Management auf. Die Kinder sind mittlerweile kurz vor der Lehre bzw. der Uni. Sie ist gesund und hat einen grossen Freundeskreis. Und obwohl sie eigentlich alles hat, ist sie unglücklich. Sie würde gern etwas ändern, weiss aber nicht, was und schon gar nicht wie.
Im ersten Coaching-Gespräch finden wir heraus, dass sie Mühe hat, eigene Entscheidungen zu treffen. Sie überlässt das Entscheiden gern anderen und stellt ihre eigenen Bedürfnisse zurück, primär aus Furcht vor Ablehnung. Als Führungskraft ist sie dadurch beliebt, denn sie zieht immer ihre Mitarbeiter in die Entscheidungsprozesse mit ein. Aber sie wird auch kritisiert, dass es teilweise sehr lang dauert, bis endlich mal etwas entschieden wird.
Als langfristiger Stern an Maria’s Horizont steht der Wunsch nach beruflicher Veränderung. Wir lassen diesen Wunsch so stehen und nehmen uns im ersten Schritt vor, ihre Entscheidungsfähigkeit und ihre Bereitschaft, selbst aktiv Entscheidungen zu treffen, zu adressieren. Bezogen auf ihr langfristiges Ziel möchte sie lernen, in ihrem beruflichen Umfeld Entscheidungen schneller zu treffen. So hofft sie, längerfristig den Mut zu bekommen, wirklich etwas Grösseres zu verändern.
Hier ist es, wo das Fremdgehen einsetzt. Maria nimmt als Hausaufgabe mit, jeden Tag aufzuschreiben, welche Entscheidungen sie an dem Tag selbst getroffen hat, welche sie anderen überlassen hat, und welche sie am nächsten Tag selbst treffen möchte. Zuerst, in dem sie «Fremdgeht». Das heisst, es geht im ersten Schritt nicht um Entscheidungen bei der Arbeit, sondern im privaten Umfeld.
Als sie drei Wochen später ins nächste Coaching kommt, ist sie wie verwandelt. Während sie sich die erste Woche an die Hausaufgaben gehalten hat, fand sie heraus, dass sie unendlich viele kleine Entscheidungen im Laufe des Tages trifft, OHNE jemanden zu konsultieren. Wann sie das Haus verlässt, was es abends zu Essen gibt, wer mit dem Hund Gassi gehen soll. Das allein gab ihr so viel Mut, dass sie ihr Entscheidungstagebuch schon in der zweiten Woche auf die Arbeit ausweitete. Und auch hier fand sie heraus, wie viele kleine Entscheide sie selbst täglich trifft.
Maria hat nun den ersten Schritt gemacht. Und so beginnt auch der Zweite wieder mit Fremdgehen. Während der Coaching-Session identifiziert sie Entscheide in ihrem Privatleben, die sie in den nächsten Wochen aktiver selbst in die Hand nehmen möchte. Ihr Entscheidungstagebuch wird sie weiterführen. So macht sie im Laufe der Zeit grosse Fortschritte, immer indem sie zuerst ausserhalb der Arbeit «Fremdgeht». Sie wird kontinuierlich selbstbewusster und durchsetzungsfähiger. Ihre Körperhaltung verändert sich von Mal zu Mal. Parallel dazu beginnt sie, Ideen zu generieren, was sie in ihrem Leben alles ändern könnte. Jetzt, da sie sich mehr und mehr zutraut, für sich selbst zu entscheiden, wird sie ihren Stern am Horizont irgendwann finden und auch erreichen. Meine Unterstützung ist ihr dabei sicher.
Nicht nur beim Reiten gibt es immer mal wieder Situationen, die uns Angst machen. Es betrifft nicht alle, aber viele. Bestimmt die Hälfte meiner Reit-Coaching Kunden kommen mit dem Thema zu mir. Die Angst runter zu fallen, die Angst, sich zu verletzen, die Angst sogar vor der Angst. Aber auch sonst im Leben – praktisch jeder kennt sie.
Angst zu haben ist, zugegebenermassen, ein schreckliches Gefühl. Angst generiert nicht nur physische Reaktionen wie Schwitzen, Herzrasen, Zittern, trockenen Mund, sie macht uns auch negative Gedanken. Es gibt viele mentale Techniken, um sich bei einem akuten Angstschub selbst zu regulieren. Mal abgesehen von den bekannten Atemtechniken gibt es auch noch andere Möglichkeiten, der Angst Herr zu werden. Für die Kopfmenschen unter uns: probiert mal mit der Angst zu reden.
Angst ist wie eine andere Person in unserem Kopf. Sie hat eine ganz bestimmte Aufgabe, nämlich uns vor Ungemach zu schützen, z.B. vor Verletzungen, vor Peinlichkeiten, vor sozialer Ablehnung. Unser Hirn ist so verdrahtet, dass dieses Angstzentrum unglaublich schnell ist, viel schneller als unser rationaler Verstand. Der kann immer nur auf die Angst RE-agieren, also nachdem sie sich schon auf den Fahrersitz des Maserati gesetzt hat und voll auf dem Gaspedal steht. Sie macht uns dann auch negative Gedanken wie: «das klappt nicht», «ich kann das nicht», «ich lande im Spital» usw.
Hier kannst du ansetzen, indem du mit der Angst redest. Auch mit Amokfahrern kann man vom Beifahrersitz aus das Gespräch suchen. Behandle sie wie eine eigenständige Person. Frag sie, was sie beschäftigt, wovor sie dich schützen will. Sie hat garantiert eine Antwort! Lass sie einfach mal in dir reden – und wertschätze sie. Ja, sag ihr, dass sie eine wichtige Funktion hat, in dem sie dich beschützen will. Sag ihr, dass die somatischen Reaktionen wie Zittern und trockener Mund super sind, denn sie bereiten dich auf eine Leistung vor, die du erbringen möchtest. Und dann – gehe auf ihre Argumente ein. Vermeide das Wort NICHT dabei! Ganz wichtig! Zeige auf, was geht, was du alles kannst, wieviel du trainiert oder gelernt hast für die Situation, die dir Angst macht. Was deine Stärken sind, was du tun wirst, um die Situation zu meistern.
Noch besser ist, dies im Vorfeld zu trainieren. Wenn du weisst, eine Situation macht dir Angst, dann sprich mit der Angst – in Ruhe, lang bevor es soweit ist. Lass sie aktiv hochkommen, spüre sie sich in deinem Kopf und Körper entfalten. Dann schreib ihre Gedanken auf – und fahre fort damit, auch die Gegenargumente aufzuschreiben. Bis euch beiden nichts mehr einfällt. Das Aufschreiben ist eine physische Befreiung. Dabei fliesst oft ein Teil der Angst aus dem Kopf auf’s Papier.
Wenn es dann soweit ist, du bist als nächste dran und du merkst, wie sie sich in deinem Kopf und deinem Körper wieder breit macht, dann sagst du ihr: Liebe Angst, ich verstehe, dass du mich beschützen willst. Wir haben gestern Abend ausgiebig darüber gesprochen. Ich habe dir versichert, dass ich alle Fähigkeiten habe, die es braucht. Wir sprechen heute Abend wieder drüber, wenn alles vorbei ist. Aber im Moment konzentriere ich mich auf […]. Du weisst so gut wie ich: Das kommt gut, wir können das! Und du hilfst mir jetzt!
Du möchtest etwas verändern in deinem Leben? Dann ersetz die gelbe Zitrone durch etwas beliebig anderes: die letzten Ferien, Klimaerwärmung, einen rosa Elefanten. Und werde dir bewusst: Der Befehl bleibt unmöglich auszuführen. Sobald ich jemanden bitte, an ETWAS NICHT zu denken, ist es unvermeidbar, genau an das ETWAS zu denken.
Unser Gehirn kann das Wort NICHT nicht ignorieren, bzw. es unterscheidet nicht zwischen dem positiven Aufruf («denke an den rosa Elefanten») und seinem negativen Pendant, genau daran nicht zu denken. Als kleine Geschwister von NICHT gibt es da u.a. noch OHNE, KEINE, FREI VON, WENIGER VON ETWAS, nur werden sie etwas seltener gebraucht. Aber auch bei denen gilt dasselbe Prinzip.
So kommt es, dass man sich fragen muss, warum wir denn diese Worte so oft verwenden, wenn sie in unserem Hirn genau das Gegenteil bewirken.
Wenn neue Kunden zu mir ins Coaching kommen und ich sie frage, was sie denn erreichen möchten durch meine Begleitung, so sind die meisten Antworten, dass sie etwas NICHT mehr wollen: keine Angst mehr haben, nicht mehr so ungeduldig sein, nicht mehr so viel Stress haben. Habt ihr schon mal versucht, gute Vorsätze im Leben ohne NICHT, OHNE, KEINE zu formulieren? Viel Spass! Das geht nur, wenn man sich ganz, ganz doll konzentriert und mehrfach neu beginnt.
Und da haben wir auch schon die Erklärung, warum wir das Wort NICHT so oft benutzen: es ist soooo viel einfacher, auszudrücken, was wir NICHT wollen, aber soooo viel schwerer, zu sagen, was wir wollen. Denn was wir nicht wollen, wissen wir ganz konkret. Wir können es uns vorstellen, weil wir es kennen. Aber was wir wollen, ETWAS ANDERES, kann ganz, ganz viel sein. Zwischen den vielen Optionen muss man erst mal Klarheit schaffen – und das ist sehr schwer und kostet meistens viel Zeit und eine grosse Portion grauer Zellen.
Aber wenn du etwas verändern möchtest in deinem Leben, ist ein erster Anfang, sich dieser «unmöglichen» Worte spasseshalber mal zu entledigen und das ETWAS-ANDERE so auszuformulieren, dass du es dann auch vor dem geistigen Auge hast. Das können durchaus auch Optionen sein, oder nur erste diffuse Formen am Horizont. Alles besser als NICHT MEHR […].
Erst dann kannst du deine Ziele auch erreichen, denn dann beginnst du, sie zu entwerfen, zu designen, zu kreieren. Das macht Lust auf mehr. Ein positiver Kreislauf beginnt. Und dann wirst du beginnen zu verstehen, was du willst.
In der heutigen Welt rennt jeder nur noch seinem Terminkalender hinterher. Zwischen den bereits eingeplanten Terminen versuchen wir hektisch, noch weitere – ungeplante – Dinge hineinzupressen. Der Kollege, der «mal eben» noch einen Ratschlag benötigt, der Mitarbeiter, der ein privates Problem «kurz» besprechen möchte, die Kaffeemaschine, die ersetzt werden muss oder die Email, die reinkam und dringend auf Beantwortung wartet. Irgendwie schaffen wir dann alles – oder auch nicht – bis wir entweder völlig erschöpft, oder noch immer mit Kopfkino – spätabends ins Bett fallen. Derjenige, der definitiv immer zu kurz kommt, sind wir selbst, während wir versuchen, es allen anderen Recht zu machen.
Warum fällt es uns nur so schwer, einfach mal Nein zu sagen? Es lohnt sich wirklich, darüber mal nachzudenken. Jedes Mal, wenn wir Ja zu etwas sagen, das Zeit und Aufmerksamkeit von uns verlangt, laden wir uns eine weitere Aufgabe auf in der Angst, jemandem anderen nicht zu genügen.
Jedoch, der, dem wir nicht gerecht werden, sind wir selber.
Was aber passiert, wenn wir auf einmal Nein sagen? Beobachte, wie ein Nein einer anderen Person auf dich wirkt. Nimm mal an, du fragst deine Kollegin, ob sie dir heute Abend noch mit der Präsentation hilft, die du bis morgen fertig haben musst. Deine Kollegin, die dir sonst immer bereitwillig ausgeholfen hat, antwortet dir freundlich, aber bestimmt, dass sie heute Abend einen alten Studienkollegen trifft, der zufällig in der Stadt ist und deshalb unabkömmlich ist. Sicherlich wirst du Verständnis dafür haben. Und sicherlich wirst du das respektieren. Das Nein deiner Kollegin erzeugt bei dir Respekt. Vor ihr. Dass sie klare Prioritäten hat und du dieses Mal nicht ganz oben stehst.
Genau dasselbe passiert auch, wenn Du mal Nein zu anderen sagst. Du schaffst dir dadurch Respekt. Vor dir und deinen Prioritäten. Beim nächsten Mal, wenn jemand versucht, dir eine weitere Aufgabe aufzuladen, wissend dass du klare Prioritäten hast, wird er sich überlegen, ob er dich fragt. Oder vielleicht jemanden anderen. Und das wär doch mal was.
Dein Kopfkino wird um eine Szene kürzer. Bingo!
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